Ist mir schlecht!
Erst dachte ich, es wäre Satire. Es mußte Satire sein, denn so dumm kann keiner wirklich sein. Dann dachte ich, die Taz hätte vielleicht ein Abkommen mit der Jungen Freiheit, ihr die Steilvorlage für die nächste Ausgabe zu liefern.
Aber jetzt glaube ich, es ist ernst gemeint. Zumindest von der Autorin des Taz-Artikels, Isolde Charim, die offenbar gebeten worden war, einmal zusammenzustellen, "Wie man Israel richtig kritisiert". - gestern in der Taz auf Seite 4, Seitenüberschrift "Gebrauchsanweisung":
"Angesichts der derzeitigen Kämpfe im Südlibanon fragen sich viele Deutsche: Wie können sie Israel kritisieren, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus auszusetzen? Keine Scheu! Solidarisch gemeinte Kritik an dem jüdischen Staat ist stets möglich - wenn man sich an ein paar Leitsätze hält." Und dann fett:
"So ist Israelkritik politisch korrekt"
Und dann kommen im Gestus einer Brigitte-Stilberaterin ein paar does an don'ts zum "richtigen" Meinen.
Ja Himmelherrgottsackzement, ist mir schlecht! Ich bin fassungslos. Ich kann gar nicht soviel essen wie ich jetzt kotzen muß. Ist die Frau so unglaublich dumm? Oder ist die Taz so unglaublich niederträchtig, sie ins Messer rennen zu lassen?
Verdammt nochmal! Es geht doch nicht darum, daß man sich vor dem Vorwurf schützen muß, man sei Antisemit. Es geht darum, daß man keiner ist. Und was soll das denn heißen: "Solidarisch gemeinte Kritik ist stets möglich"? - Jede Kritik ist stets möglich - und selbstverständlich ohne irgendwelche Leitsätze!
Die Leitsätze heißen: "Hüten Sie sich ... " und "Vermeiden Sie ..."
Ah ja. Klartext: Eigentlich wollten wir ja genau das und das sagen, aber es sieht nicht gut aus und führt zu unangenehmen Vorwürfen. Also hüten wir unsere Zunge, auf daß die Wahrheit nicht ans Licht komme, und vermeiden wir das zu sagen, was wir eigentlich meinen, denn es macht sich nicht "politisch korrekt" und das ist das Wichtigste. Das ist offenbar der oberste Wert in unserer "Wertedemokratie": Daß wir das sagen, was von uns verlangt wird. Wir können den letzten Bockmist zusammendenken, rassistisch, antisemitisch und nationalistisch bis in die Knochen sein, das kümmert niemanden - nur zeigen dürfen wir es nicht. Da frage ich mich als Politiklehrerin aber: Wie kann ich solche Auffassungen bekämpfen, wenn sie sich gar nicht artikulieren?
Mein lieber Schwan! Einen besseren Beleg für die Richtigkeit der Behauptung der Rechten, Ultrarechten und Extremrechten, in diesem Lande sei selbständiges Denken und unabhängige Meinungsäußerung nicht möglich, kann sich die antisemitische Rechte ja gar nicht wünschen! Erste Klasse Steilvorlage für jeden neu- und altrechten Agitator!
Es ist eine absolut blödsinnige Vorstellung, der Begriff "politisch korrekt" - ursprünglich von rassistischen antisemitischen Kreisen in den USA erfunden, um das Bemühen der Liberalen und Linken um einen nichtdiskriminierenden Diskurs und nichtdiskriminierendes Verhalten gegenüber religiösen oder ethnischen Minderheiten, Frauen und Schwulen zu desavouieren - könnte positiv benutzt werden von eben diesen Minderheiten, Frauen und Schwulen. Antisemitismus läßt sich nicht verbieten. Vorurteile, Animositäten und Affekte kann man nicht verbieten, man kann sie nur fördern oder abbauen. Verbieten kann man nur ihre öffentliche Äußerung. Dies fördert zumindest das permanente Auseinandertreten von öffentlich Gesagtem und privat Gedachtem. Das kann keine gute Strategie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sein.
Da kann ich nur mit Richard Chaim Schneider sagen:
"Ich will den Antisemiten sehen!" (SZ, 25.02.05)
Aber jetzt glaube ich, es ist ernst gemeint. Zumindest von der Autorin des Taz-Artikels, Isolde Charim, die offenbar gebeten worden war, einmal zusammenzustellen, "Wie man Israel richtig kritisiert". - gestern in der Taz auf Seite 4, Seitenüberschrift "Gebrauchsanweisung":
"Angesichts der derzeitigen Kämpfe im Südlibanon fragen sich viele Deutsche: Wie können sie Israel kritisieren, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus auszusetzen? Keine Scheu! Solidarisch gemeinte Kritik an dem jüdischen Staat ist stets möglich - wenn man sich an ein paar Leitsätze hält." Und dann fett:
"So ist Israelkritik politisch korrekt"
Und dann kommen im Gestus einer Brigitte-Stilberaterin ein paar does an don'ts zum "richtigen" Meinen.
Ja Himmelherrgottsackzement, ist mir schlecht! Ich bin fassungslos. Ich kann gar nicht soviel essen wie ich jetzt kotzen muß. Ist die Frau so unglaublich dumm? Oder ist die Taz so unglaublich niederträchtig, sie ins Messer rennen zu lassen?
Verdammt nochmal! Es geht doch nicht darum, daß man sich vor dem Vorwurf schützen muß, man sei Antisemit. Es geht darum, daß man keiner ist. Und was soll das denn heißen: "Solidarisch gemeinte Kritik ist stets möglich"? - Jede Kritik ist stets möglich - und selbstverständlich ohne irgendwelche Leitsätze!
Die Leitsätze heißen: "Hüten Sie sich ... " und "Vermeiden Sie ..."
Ah ja. Klartext: Eigentlich wollten wir ja genau das und das sagen, aber es sieht nicht gut aus und führt zu unangenehmen Vorwürfen. Also hüten wir unsere Zunge, auf daß die Wahrheit nicht ans Licht komme, und vermeiden wir das zu sagen, was wir eigentlich meinen, denn es macht sich nicht "politisch korrekt" und das ist das Wichtigste. Das ist offenbar der oberste Wert in unserer "Wertedemokratie": Daß wir das sagen, was von uns verlangt wird. Wir können den letzten Bockmist zusammendenken, rassistisch, antisemitisch und nationalistisch bis in die Knochen sein, das kümmert niemanden - nur zeigen dürfen wir es nicht. Da frage ich mich als Politiklehrerin aber: Wie kann ich solche Auffassungen bekämpfen, wenn sie sich gar nicht artikulieren?
Mein lieber Schwan! Einen besseren Beleg für die Richtigkeit der Behauptung der Rechten, Ultrarechten und Extremrechten, in diesem Lande sei selbständiges Denken und unabhängige Meinungsäußerung nicht möglich, kann sich die antisemitische Rechte ja gar nicht wünschen! Erste Klasse Steilvorlage für jeden neu- und altrechten Agitator!
Es ist eine absolut blödsinnige Vorstellung, der Begriff "politisch korrekt" - ursprünglich von rassistischen antisemitischen Kreisen in den USA erfunden, um das Bemühen der Liberalen und Linken um einen nichtdiskriminierenden Diskurs und nichtdiskriminierendes Verhalten gegenüber religiösen oder ethnischen Minderheiten, Frauen und Schwulen zu desavouieren - könnte positiv benutzt werden von eben diesen Minderheiten, Frauen und Schwulen. Antisemitismus läßt sich nicht verbieten. Vorurteile, Animositäten und Affekte kann man nicht verbieten, man kann sie nur fördern oder abbauen. Verbieten kann man nur ihre öffentliche Äußerung. Dies fördert zumindest das permanente Auseinandertreten von öffentlich Gesagtem und privat Gedachtem. Das kann keine gute Strategie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sein.
Da kann ich nur mit Richard Chaim Schneider sagen:
"Ich will den Antisemiten sehen!" (SZ, 25.02.05)
Lisa Rosa - 3. Aug, 09:32