Individualisiertes Unterrichten mit Weblogs
Bereits zum zweiten Mal hatte ich am Freitag und Samstag letzter Woche die Gelegenheit, mit einer Gruppe von ca. 15 Referendaren 12 – 14 Stunden in einem Projektseminar zum Thema "Individualisiertes Unterrichten mit Weblogs" zu arbeiten. Diesmal wurden kurzfristig zwei Plätze frei, die sich eine Kollegin aus dem Hamburger Schulmuseum sowie eine Kollegin aus der Verwaltung meines Instituts schnappten, um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, das Medium Blog für sich zu erkunden.
Da mir die Referendare aus dem Pilotseminar im Februar viele gute Anregungen zu Verbesserung gegeben und die TeilnehmerInnen diesmal im Voraus ihre Erwartungen und Wünsche mitgeteilt hatten, konnte ich den zweiten "Durchgang" wesentlich verbessern. Statt mit twoday.net UND mit Wordpress habe ich nur noch mit Wordpress gearbeitet, und das Modulblog als Arbeitsmedium in Wordpress angelegt, sodass vor allem die Beratung vereinheitlicht werden konnte. Das Modulblog diente 1. als Materiallager zum Abgreifen (Seitenreiter) und 2. als Ergebnisspeicher (Artikel, Linkliste mit Referendarsblogs). Trotzdem hatte ich wieder den notwendigen Zeitaufwand, der eingesetzt werden muss, damit alle Beginner sich soweit mit der Technik auskennen, dass sie damit inhaltlich arbeiten können, unterschätzt.
Dass wir einen Informatiker als Teilnehmer dabei hatten, der außerdem bereitwillig jede Frage beantwortete und zu jedem Problem Hilfestellung geben konnte, war ein großes Glück. Andererseits verleitete diese Supportmöglichkeit teilweise auch dazu, dass der Technikaspekt zuweilen gegenüber dem Content und gegenüber der Erarbeitung der didaktischen Möglichkeiten überbewertet wurde. ("Boah, was man alles in Wordpress machen kann, und könnte ich vielleicht auch noch dieses Layout so bearbeiten, dass ..."). Andererseits muss solchen Bedürfnissen unbedingt auch Raum gegeben werden, denn für manche ist deren Befriedigung ein wesentlicher persönlicher Sinn (und ohne den wird nicht gelernt). So hatten wir am Ende einige Teilnehmer-Blogs - vgl. Linkliste -, in denen gar kein oder nur wenig Inhalt war. Ich hatte außerdem den Eindruck, dass die Hürde, eigene Blogtexte zu verfassen, selbst etwas zu schreiben und gar etwas zu veröffentlichen auch unter den Referendaren recht hoch ist. Sie sind es nicht gewohnt, relativ spontan etwas ins Netz zu posten, überhaupt freiwillig und mit Lust eigene Texte zu verfassen. Einige outeten sich als Facebookianer bzw. StudiVZler. Der entscheidende Unterschied: Was dort geschrieben wird, ist meist privater und blödeliger Natur und kurz, und – ganz wichtig – es ist eben nicht wirklich öffentlich, sondern nur für "die Freunde" zugänglich.
Manche(r) "rettete" sich gleich in die Erstellung eines Unterrichtsblogs – anstatt, wie ich ursprünglich erwartet hatte – zunächst ein eigenes Lehrerblog zu basteln, um von dort aus die Lehrerblogosphäre für sich zu entdecken und sich selbst hineinzustürzen. Aber alle schienen zufrieden und sehr engagiert mit dem, was sie über weite Strecken individuell sehr Unterschiedliches taten, und fragten und halfen sich untereinander oder riefen mich zur Beratung. So arbeitete ich denn nach der Pädagogischen Regel Nr. 1: "Störe niemals jemanden beim Lernen!" Ich habe sie bei Rolf Robischon kennengelernt – und halte sie für grundlegend und wesentlich. Ich verfuhr zudem nach dem von mir 2. Regel genannten Grundsatz: "Gib keine kleinschrittigen Arbeitsaufträge sondern eine übergreifende komplexe Aufgabe, in der individuell verschieden jeder seinen Sinn finden kann".
Ein Referendar stieg dabei begeistert um auf Twitter, als er meine tweets am Smartboard gesehen hatte, mit denen ich ihre Arbeit kommentierte, und war hoch zufrieden mit dem unerwartet entdeckten Medium. Die Dame aus der Verwaltung war begeistert von ihrem selbst erstellten "Familienblog", in dem sie nun die Fotos ihrer Familie verwaltet und Kommentare einsammelt. (Wäre auch mit einem flickr-account möglich gewesen, aber vielleicht schreibt sie ja auch mal Geburtstagsglückwünsche und etwas über sich hinein?). Eine andere Teilnehmerin "verlor" sich in der Lektüre verschiedener Lehrerblogs, wie sie selbst es bewertete. Sie hatte dabei jedoch für sich selbst den Wert und die Möglichkeiten von vernetzten Praxislerngemeinschaften entdeckt (weniger ist in the long run "verlorene Zeit", als man glaubt) und will ein eigenes Lehrerblog führen. Eine Referendarin äußerte nach einiger Zeit enttäuscht, sie hätte noch gar nicht entdeckt, wozu sie ein Blog überhaupt brauchen könnte. Merkwürdigerweise hat dann gerade sie in ihrem Blog gleichzeitig am meisten echten Content produziert: nämlich Fragen und Gedanken, die ich als Anlass zum Kommentieren nutzen konnte. Nun betreibt sie ein Blog, indem sie versucht, eine Community aufzubauen, die gemeinsam Dinge benutzt und verwertet, anstatt dass jeder Einzelne diese selbst benutzt.
Bei aller Individualisierung und Beachtung der pädagogischen Regel Nr. 1 musste ich jedoch auf zwei Dinge achten:
1. Reflexivität (denn schließlich handelte es sich um Referendare und also um das Lernen/und Lehren lernen!) und
2. musste das Ziel des 14-Stunden-Workshops immer wieder in den Blick gerückt werden: die Projektskizze eines Unterrichtsentwurfs für eigenen Unterricht mit Weblogs in einer tatsächlich zu unterrichtenden Lerngruppe zu entwerfen (und die Anfänge eines Blogs dafür). Im Endeffekt kam ein Großteil der TN tatsächlich so weit, andere noch nicht. Letztere outeten sich jedoch als "initialgezündet" und wollen selbständig weiterarbeiten - natürlich wird nicht jede Absichtserklärung auch umgesetzt.
Für Reflexion (Was habe ich gelernt, WIE habe ich gelernt, was bedeutet das für meine Sicht auf das Lernen meiner Schüler und welche Konsequenzen muss ich für mein Unterrichten daraus ziehen?) und Zielorientierung musste ich die TN mehrfach aus ihrer Versunkenheit in die eigene (Lern-)tätigkeit an der konkreten Sache herausholen, um zu einer gemeinsamen Reflexionsrunde (zum "Meta") zu kommen. Diese insgesamt drei kollektiven Erfahrungs- und Problemlösezeiten waren dann aber sehr intensiv und produktiv. Am meisten hat wahrscheinlich gebracht, dass zwei Referendare dabei waren, die schon mit Blogs im Unterricht experimentiert hatten (Einer aus meinem Februarmodul). Sie zeigten ihr Blog, berichteten aus ihrer Praxis damit und stellten diese zur Diskussion: Stefans (Haupt/Realschule) und Antjes (Gymnasium, Notebookklasse) Blogpraxis in der Schule als Fallbeispiele wurden Anlass zu vielen Fragen und Erkenntnissen. Dass es tatsächlich möglich ist, mit 9. Klässlern eigene Schülerblogs zu betreiben, war für die meisten überraschend.
Für die 4-6 ReferendarInnen, die aus dem Pilotdurchgang und dem Septembermodul hervorgegangen ihre Examensarbeit schreiben wollen, stehen jetzt Extra-Beratungstermine zur Verfügung. Die Anregung, eine spezielle Lerngemeinschaft zu bilden, wurde aufgenommen. Zur Hilfe für den theoretischen Teil der Examensarbeit werde ich eine Literaturliste (Linkliste) erstellen.
Fazit für alle:
1. Lernen des Umgangs mit einem Neuen Medium braucht viel Zeit ("das haben wir gerade selbst an uns erlebt"). Zeit, um zu verstehen, "wie es funktioniert"; Zeit, um zu entdecken, welche Funktion/welchen Sinn es für mich selbst hat; Zeit, um den Umgang damit zu üben und die gewünschten Funktionen zu entfalten. Viel Praxis eben. Um diese Zeit kann man sich nicht herummogeln, indem man gleich mit "dem tool" in den Unterricht springt, um es für die Lehre zu instrumentalisieren, nachdem einem ein Lehrerausbilder "gesagt" hat, wie "man" damit unterrichtet. Die Falldarstellungen haben gezeigt, wie unterschiedliche Schulen / Lerngruppen völlig unterschiedliche Möglichkeiten und Erfordernisse bedingen. Jede(r) muss sein Unterrichtsding ein Stück weit selbst erfinden.
2. Es macht nur Sinn, damit zu unterrichten, wenn einen das Medium auch selbst "anmacht".
3. Man kann an den eigenen Lernerfahrungen lernen, wie auch Schüler lernen und wie man darum für sie den Lernprozess rahmen und strukturieren muss.
Fazit für mich:
1. An der Balance zwischen Phasen individualisierter Einzelarbeit und Kollektiv-Zeiten zur Reflexion (im Referendarsmodul) könnte man noch einiges verbessern. Aber eines ist klar, und dazu werde ich weiterhin stehen: Es ist nicht möglich, die immer vorhandenen Wünsche nach der "Ruckzuck-Rezepte-Ebene" zu befriedigen (sag mir, wie ich so ein Ding gleich morgen in der 8a Französisch benutzen kann, OHNE meinen Unterricht zu reflektieren und OHNE eigene Erkundung und die als sinnvoll empfundene Praxis mit dem Medium durchlaufen zu haben).
2. Reflexion zum "Individualisierten Unterrichten" muss unbedingt komplementiert werden mit einer Reflexion "kollektive Intelligenz". Reflexion heißt dabei immer, über die gerade selbst erfahrenen Dinge nachzudenken. Zwar habe ich öfter daran erinnert, dass die eigene individuelle Lerntätigkeit der Referendare im Modul überhaupt nur wirklich produktiv wurde durch die je besondere Kompetenz (Heterogenität) z.B. des Informatikers und der beiden, die einen eigenen Praxisfall vorstellen konnten. Ich bin mir aber nicht mehr ganz so sicher, ob es denn auch explizit verstanden wurde, denn ein Referendar schrieb unter seinen Feedbackbogen, was er bemängeln würde: "etwas mehr Individualisierung". Hm. Was er wohl erlebt hat im Modul?
3. Ansonsten scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein, denn ich hatte wieder mehrheitlich Einsen in der Gesamtbeurteilung des Moduls. (*freu*, *erröt*) Leider hat bisher noch keiner der TN meinem ausdrücklichen Wunsch entsprochen und unter mein eigenes Feedback an sie einen Kommentar mit Kritik und eventuell Verbesserungsvorschlägen ins Modulblog geschrieben, und aller Erfahrung nach wird es nachträglich auch keiner mehr tun. (Das Bloggen ist also noch weit entfernt davon, ein selbstverständlicher Modus des Kommunizierens zu sein.)
4. Alles "nachhaltige" – ich würde sagen "expansive" - Lernen braucht (Inkubations-)zeit. (Danke Jean-Pol für diese nützliche Metapher! :-)
Update 15.9.09: Über Mail kam nun eine gute Kritik mit einem nützlichen Vorschlag: Da Wordpress-Themes nicht jeweils alle Funktionen unterstützen, wäre es sinnvoll, dem Seminar eine Liste derjenigen Themes vorzuschlagen, die die meisten Funktionen enthalten. (Danke!)
Da mir die Referendare aus dem Pilotseminar im Februar viele gute Anregungen zu Verbesserung gegeben und die TeilnehmerInnen diesmal im Voraus ihre Erwartungen und Wünsche mitgeteilt hatten, konnte ich den zweiten "Durchgang" wesentlich verbessern. Statt mit twoday.net UND mit Wordpress habe ich nur noch mit Wordpress gearbeitet, und das Modulblog als Arbeitsmedium in Wordpress angelegt, sodass vor allem die Beratung vereinheitlicht werden konnte. Das Modulblog diente 1. als Materiallager zum Abgreifen (Seitenreiter) und 2. als Ergebnisspeicher (Artikel, Linkliste mit Referendarsblogs). Trotzdem hatte ich wieder den notwendigen Zeitaufwand, der eingesetzt werden muss, damit alle Beginner sich soweit mit der Technik auskennen, dass sie damit inhaltlich arbeiten können, unterschätzt.
Dass wir einen Informatiker als Teilnehmer dabei hatten, der außerdem bereitwillig jede Frage beantwortete und zu jedem Problem Hilfestellung geben konnte, war ein großes Glück. Andererseits verleitete diese Supportmöglichkeit teilweise auch dazu, dass der Technikaspekt zuweilen gegenüber dem Content und gegenüber der Erarbeitung der didaktischen Möglichkeiten überbewertet wurde. ("Boah, was man alles in Wordpress machen kann, und könnte ich vielleicht auch noch dieses Layout so bearbeiten, dass ..."). Andererseits muss solchen Bedürfnissen unbedingt auch Raum gegeben werden, denn für manche ist deren Befriedigung ein wesentlicher persönlicher Sinn (und ohne den wird nicht gelernt). So hatten wir am Ende einige Teilnehmer-Blogs - vgl. Linkliste -, in denen gar kein oder nur wenig Inhalt war. Ich hatte außerdem den Eindruck, dass die Hürde, eigene Blogtexte zu verfassen, selbst etwas zu schreiben und gar etwas zu veröffentlichen auch unter den Referendaren recht hoch ist. Sie sind es nicht gewohnt, relativ spontan etwas ins Netz zu posten, überhaupt freiwillig und mit Lust eigene Texte zu verfassen. Einige outeten sich als Facebookianer bzw. StudiVZler. Der entscheidende Unterschied: Was dort geschrieben wird, ist meist privater und blödeliger Natur und kurz, und – ganz wichtig – es ist eben nicht wirklich öffentlich, sondern nur für "die Freunde" zugänglich.
Manche(r) "rettete" sich gleich in die Erstellung eines Unterrichtsblogs – anstatt, wie ich ursprünglich erwartet hatte – zunächst ein eigenes Lehrerblog zu basteln, um von dort aus die Lehrerblogosphäre für sich zu entdecken und sich selbst hineinzustürzen. Aber alle schienen zufrieden und sehr engagiert mit dem, was sie über weite Strecken individuell sehr Unterschiedliches taten, und fragten und halfen sich untereinander oder riefen mich zur Beratung. So arbeitete ich denn nach der Pädagogischen Regel Nr. 1: "Störe niemals jemanden beim Lernen!" Ich habe sie bei Rolf Robischon kennengelernt – und halte sie für grundlegend und wesentlich. Ich verfuhr zudem nach dem von mir 2. Regel genannten Grundsatz: "Gib keine kleinschrittigen Arbeitsaufträge sondern eine übergreifende komplexe Aufgabe, in der individuell verschieden jeder seinen Sinn finden kann".
Ein Referendar stieg dabei begeistert um auf Twitter, als er meine tweets am Smartboard gesehen hatte, mit denen ich ihre Arbeit kommentierte, und war hoch zufrieden mit dem unerwartet entdeckten Medium. Die Dame aus der Verwaltung war begeistert von ihrem selbst erstellten "Familienblog", in dem sie nun die Fotos ihrer Familie verwaltet und Kommentare einsammelt. (Wäre auch mit einem flickr-account möglich gewesen, aber vielleicht schreibt sie ja auch mal Geburtstagsglückwünsche und etwas über sich hinein?). Eine andere Teilnehmerin "verlor" sich in der Lektüre verschiedener Lehrerblogs, wie sie selbst es bewertete. Sie hatte dabei jedoch für sich selbst den Wert und die Möglichkeiten von vernetzten Praxislerngemeinschaften entdeckt (weniger ist in the long run "verlorene Zeit", als man glaubt) und will ein eigenes Lehrerblog führen. Eine Referendarin äußerte nach einiger Zeit enttäuscht, sie hätte noch gar nicht entdeckt, wozu sie ein Blog überhaupt brauchen könnte. Merkwürdigerweise hat dann gerade sie in ihrem Blog gleichzeitig am meisten echten Content produziert: nämlich Fragen und Gedanken, die ich als Anlass zum Kommentieren nutzen konnte. Nun betreibt sie ein Blog, indem sie versucht, eine Community aufzubauen, die gemeinsam Dinge benutzt und verwertet, anstatt dass jeder Einzelne diese selbst benutzt.
Bei aller Individualisierung und Beachtung der pädagogischen Regel Nr. 1 musste ich jedoch auf zwei Dinge achten:
1. Reflexivität (denn schließlich handelte es sich um Referendare und also um das Lernen/und Lehren lernen!) und
2. musste das Ziel des 14-Stunden-Workshops immer wieder in den Blick gerückt werden: die Projektskizze eines Unterrichtsentwurfs für eigenen Unterricht mit Weblogs in einer tatsächlich zu unterrichtenden Lerngruppe zu entwerfen (und die Anfänge eines Blogs dafür). Im Endeffekt kam ein Großteil der TN tatsächlich so weit, andere noch nicht. Letztere outeten sich jedoch als "initialgezündet" und wollen selbständig weiterarbeiten - natürlich wird nicht jede Absichtserklärung auch umgesetzt.
Für Reflexion (Was habe ich gelernt, WIE habe ich gelernt, was bedeutet das für meine Sicht auf das Lernen meiner Schüler und welche Konsequenzen muss ich für mein Unterrichten daraus ziehen?) und Zielorientierung musste ich die TN mehrfach aus ihrer Versunkenheit in die eigene (Lern-)tätigkeit an der konkreten Sache herausholen, um zu einer gemeinsamen Reflexionsrunde (zum "Meta") zu kommen. Diese insgesamt drei kollektiven Erfahrungs- und Problemlösezeiten waren dann aber sehr intensiv und produktiv. Am meisten hat wahrscheinlich gebracht, dass zwei Referendare dabei waren, die schon mit Blogs im Unterricht experimentiert hatten (Einer aus meinem Februarmodul). Sie zeigten ihr Blog, berichteten aus ihrer Praxis damit und stellten diese zur Diskussion: Stefans (Haupt/Realschule) und Antjes (Gymnasium, Notebookklasse) Blogpraxis in der Schule als Fallbeispiele wurden Anlass zu vielen Fragen und Erkenntnissen. Dass es tatsächlich möglich ist, mit 9. Klässlern eigene Schülerblogs zu betreiben, war für die meisten überraschend.
Für die 4-6 ReferendarInnen, die aus dem Pilotdurchgang und dem Septembermodul hervorgegangen ihre Examensarbeit schreiben wollen, stehen jetzt Extra-Beratungstermine zur Verfügung. Die Anregung, eine spezielle Lerngemeinschaft zu bilden, wurde aufgenommen. Zur Hilfe für den theoretischen Teil der Examensarbeit werde ich eine Literaturliste (Linkliste) erstellen.
Fazit für alle:
1. Lernen des Umgangs mit einem Neuen Medium braucht viel Zeit ("das haben wir gerade selbst an uns erlebt"). Zeit, um zu verstehen, "wie es funktioniert"; Zeit, um zu entdecken, welche Funktion/welchen Sinn es für mich selbst hat; Zeit, um den Umgang damit zu üben und die gewünschten Funktionen zu entfalten. Viel Praxis eben. Um diese Zeit kann man sich nicht herummogeln, indem man gleich mit "dem tool" in den Unterricht springt, um es für die Lehre zu instrumentalisieren, nachdem einem ein Lehrerausbilder "gesagt" hat, wie "man" damit unterrichtet. Die Falldarstellungen haben gezeigt, wie unterschiedliche Schulen / Lerngruppen völlig unterschiedliche Möglichkeiten und Erfordernisse bedingen. Jede(r) muss sein Unterrichtsding ein Stück weit selbst erfinden.
2. Es macht nur Sinn, damit zu unterrichten, wenn einen das Medium auch selbst "anmacht".
3. Man kann an den eigenen Lernerfahrungen lernen, wie auch Schüler lernen und wie man darum für sie den Lernprozess rahmen und strukturieren muss.
Fazit für mich:
1. An der Balance zwischen Phasen individualisierter Einzelarbeit und Kollektiv-Zeiten zur Reflexion (im Referendarsmodul) könnte man noch einiges verbessern. Aber eines ist klar, und dazu werde ich weiterhin stehen: Es ist nicht möglich, die immer vorhandenen Wünsche nach der "Ruckzuck-Rezepte-Ebene" zu befriedigen (sag mir, wie ich so ein Ding gleich morgen in der 8a Französisch benutzen kann, OHNE meinen Unterricht zu reflektieren und OHNE eigene Erkundung und die als sinnvoll empfundene Praxis mit dem Medium durchlaufen zu haben).
2. Reflexion zum "Individualisierten Unterrichten" muss unbedingt komplementiert werden mit einer Reflexion "kollektive Intelligenz". Reflexion heißt dabei immer, über die gerade selbst erfahrenen Dinge nachzudenken. Zwar habe ich öfter daran erinnert, dass die eigene individuelle Lerntätigkeit der Referendare im Modul überhaupt nur wirklich produktiv wurde durch die je besondere Kompetenz (Heterogenität) z.B. des Informatikers und der beiden, die einen eigenen Praxisfall vorstellen konnten. Ich bin mir aber nicht mehr ganz so sicher, ob es denn auch explizit verstanden wurde, denn ein Referendar schrieb unter seinen Feedbackbogen, was er bemängeln würde: "etwas mehr Individualisierung". Hm. Was er wohl erlebt hat im Modul?
3. Ansonsten scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein, denn ich hatte wieder mehrheitlich Einsen in der Gesamtbeurteilung des Moduls. (*freu*, *erröt*) Leider hat bisher noch keiner der TN meinem ausdrücklichen Wunsch entsprochen und unter mein eigenes Feedback an sie einen Kommentar mit Kritik und eventuell Verbesserungsvorschlägen ins Modulblog geschrieben, und aller Erfahrung nach wird es nachträglich auch keiner mehr tun. (Das Bloggen ist also noch weit entfernt davon, ein selbstverständlicher Modus des Kommunizierens zu sein.)
4. Alles "nachhaltige" – ich würde sagen "expansive" - Lernen braucht (Inkubations-)zeit. (Danke Jean-Pol für diese nützliche Metapher! :-)
Update 15.9.09: Über Mail kam nun eine gute Kritik mit einem nützlichen Vorschlag: Da Wordpress-Themes nicht jeweils alle Funktionen unterstützen, wäre es sinnvoll, dem Seminar eine Liste derjenigen Themes vorzuschlagen, die die meisten Funktionen enthalten. (Danke!)
Lisa Rosa - 14. Sep, 16:36