Religiosität behindert
offenbar dabei, im anderen Menschen grundsätzlich das eigene Gattungswesen zu erkennen. Das gilt auch für die christliche Religion. Die neue Heitmeyer-Studie "Deutsche Zustände" Nr. 4, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, bringt es an den Tag. Bezüglich der Religionszugehörigkeit derer mit Vorurteilen gegenüber Anderen kommt die Forschungsgruppe zu folgendem Ergebnis: "Christen - Protestanten wie Katholiken - sind gegenüber einer Reihe von schwachen Gruppen der Gesellschaft feindseliger eingestellt als Konfessionslose."
Zwar konnten die "realsozialistischen" Länder seinerzeit ihre mißglückten Versuche, die Religion abzuschaffen, zur Begründung nicht auf eine wissenschaftliche Evaluation wie diese stützen. Aber daß Religion nicht gerade hilfreich dabei ist, das Menschengeschlecht zu emanzipieren - das weiß man schon seit der Reconquista, seit den Bauernkriegen und der Inquisition.
Trotzdem ist es wieder Mode geworden - gerade seit dem Fall der realsozialistischen Länder -, von religiösen (rsp. spirituellen) Bedürfnissen zu reden als Grundbedürfnisse wie Nahrung, Sinn, Sex und Dach überm Kopf. Nichts scheint inzwischen so verwerflich zu sein, wie die "Verletzung religiöser Gefühle".
Sicher lassen sich Dummheit und Bosheit (und eben auch Religiosität) nicht durch Dekrete und das Schleifen von Bethäusern aus der Welt schaffen. Aber die Heitmeyer-Studie zeigt - und das ist wichtig: Religion ist kein Bedürfnis, Religion - jede - ist ein Antwortsystem auf komplizierte Fragen. Und offensichtlich nicht das beste.
Zwar konnten die "realsozialistischen" Länder seinerzeit ihre mißglückten Versuche, die Religion abzuschaffen, zur Begründung nicht auf eine wissenschaftliche Evaluation wie diese stützen. Aber daß Religion nicht gerade hilfreich dabei ist, das Menschengeschlecht zu emanzipieren - das weiß man schon seit der Reconquista, seit den Bauernkriegen und der Inquisition.
Trotzdem ist es wieder Mode geworden - gerade seit dem Fall der realsozialistischen Länder -, von religiösen (rsp. spirituellen) Bedürfnissen zu reden als Grundbedürfnisse wie Nahrung, Sinn, Sex und Dach überm Kopf. Nichts scheint inzwischen so verwerflich zu sein, wie die "Verletzung religiöser Gefühle".
Sicher lassen sich Dummheit und Bosheit (und eben auch Religiosität) nicht durch Dekrete und das Schleifen von Bethäusern aus der Welt schaffen. Aber die Heitmeyer-Studie zeigt - und das ist wichtig: Religion ist kein Bedürfnis, Religion - jede - ist ein Antwortsystem auf komplizierte Fragen. Und offensichtlich nicht das beste.
Lisa Rosa - 18. Dez, 22:27
Zusammenhang
Religion ist etwas für arme Menschen (O. Pamuk)
Die Reformation hat der deutschen Sprache und somit dem Schulsystem zum Durchbruch verholfen.
Das widerspricht aber in keiner Weise deiner schönen Definition, die ich noch oft zitieren werde.