"Schulautonomie"
Wenn Luhmann Recht hat - und er hat ja, leider - mit seiner Beschreibung, daß Pädagogik - nicht Sozialisation - so funktioniert, daß sie, statistisch gesehen, zur Hälfte gelingt, zur Hälfte scheitert, - wenn man das Wirken der Kontingenz mal so darstellen darf -, dann
- - ist die pädagogische Arbeit für den Lehrer nur zu ertragen, wenn er das Scheitern als zum Funktionieren gehörig, also auch als zum Gelingen beitragend interpretieren kann (denn wer arbeitet sich sonst freiwillig krumm unter der Prämisse, daß die Hälfte seiner Bemühungen Ausschuß produziert?),
- - bedeutet das gegenwärtige Optimierungskonzept der Schulaufsicht, genannt "Outputsteuerung", "Standardsicherung" und "Ziel-Leistungs-Vereinbarung", den Versuch, mit administrativem Befehl das notwendig zum Funktionieren des Systems gehörige "Scheitern" zu eliminieren, also ein Verbot, die Scheiternsfälle als normale Produkte insgesamt gelungener Arbeit zu verbuchen. Die Schulaufsicht lastet also in einem Ausmaß wie nie zuvor, die unerwünschten Konsequenzen des Systemdefizits den einzelnen Schulen, dem einzelnen Lehrer an. (Früher wurden sie den Schülern selbst zugeschrieben.) Das ist, was sie meint mit "selbstverantworteter Schule" - ihrem Begriff für Schulautonomie. Damit die Autopoiesis des Erziehungs-Systems durch diese systemblinde Vorgabe nicht zum Erliegen kommt, oder anders gesagt, sich nicht alle Lehrer aus Verzweiflung über ihr Scheitern aus den Fenstern der Schulen in den Tod stürzen, wird die Administration die Standards so setzen müssen, daß sie in der Regel - also auch in den Scheiternsfällen - erreichbar sind. Ob dadurch die Generation der Jungen lernt, was sie lernen muß, um ihre Gegenwart und Zukunft zu gestalten, ist eine ganz andere Frage. Aber immerhin ermöglicht die Systemadministration dann in ihrem kostenverschlingenden Aufwand des Planens und Neuformulierens der Systemcodes wenigstens, was sowieso und auch ohne diesen Aufwand stattfindet: die Praxis des Schulemachens in Form von Unterricht als einem Lavieren von einem Kommunikationsereignis zum nächsten. Rausgeschmissenes Geld also? Vielleicht wird schließlich an diesen Kosten der Administration das Erziehungssystem in seiner gegenwärtigen strukturellen Verfassung zugrunde gehen, weil es nicht mehr zu finanzieren ist.
- - ist die pädagogische Arbeit für den Lehrer nur zu ertragen, wenn er das Scheitern als zum Funktionieren gehörig, also auch als zum Gelingen beitragend interpretieren kann (denn wer arbeitet sich sonst freiwillig krumm unter der Prämisse, daß die Hälfte seiner Bemühungen Ausschuß produziert?),
- - bedeutet das gegenwärtige Optimierungskonzept der Schulaufsicht, genannt "Outputsteuerung", "Standardsicherung" und "Ziel-Leistungs-Vereinbarung", den Versuch, mit administrativem Befehl das notwendig zum Funktionieren des Systems gehörige "Scheitern" zu eliminieren, also ein Verbot, die Scheiternsfälle als normale Produkte insgesamt gelungener Arbeit zu verbuchen. Die Schulaufsicht lastet also in einem Ausmaß wie nie zuvor, die unerwünschten Konsequenzen des Systemdefizits den einzelnen Schulen, dem einzelnen Lehrer an. (Früher wurden sie den Schülern selbst zugeschrieben.) Das ist, was sie meint mit "selbstverantworteter Schule" - ihrem Begriff für Schulautonomie. Damit die Autopoiesis des Erziehungs-Systems durch diese systemblinde Vorgabe nicht zum Erliegen kommt, oder anders gesagt, sich nicht alle Lehrer aus Verzweiflung über ihr Scheitern aus den Fenstern der Schulen in den Tod stürzen, wird die Administration die Standards so setzen müssen, daß sie in der Regel - also auch in den Scheiternsfällen - erreichbar sind. Ob dadurch die Generation der Jungen lernt, was sie lernen muß, um ihre Gegenwart und Zukunft zu gestalten, ist eine ganz andere Frage. Aber immerhin ermöglicht die Systemadministration dann in ihrem kostenverschlingenden Aufwand des Planens und Neuformulierens der Systemcodes wenigstens, was sowieso und auch ohne diesen Aufwand stattfindet: die Praxis des Schulemachens in Form von Unterricht als einem Lavieren von einem Kommunikationsereignis zum nächsten. Rausgeschmissenes Geld also? Vielleicht wird schließlich an diesen Kosten der Administration das Erziehungssystem in seiner gegenwärtigen strukturellen Verfassung zugrunde gehen, weil es nicht mehr zu finanzieren ist.
Lisa Rosa - 19. Jun, 16:30