Da missbraucht jemand recht mächtig seinen Ruf als Wissenschaftler, um seine bildungspolitischen Ideen zu propagieren. Sowas finde ich ärgerlich, auch diese gleichermaßen gestelzte wie schlampige Sprache, die bei Dieter Lenzen deutlich wird.
Nun, was sagt die Wissenschaft hinsichtlich der Schulgliederung? Soweit mir bekannt ist, ist der Befund höchst diffus und gibt für pauschele Aussagen "pro" Einheitsschule und "contra" nicht viel her. Man wird z.B. finden, dass die von konservativer Seite verdammten Gesamtschulen in NRW, gemessen an der beschulten Klientel, nicht schlechter abschneiden.
Tja, aber auch nicht besser. Ich meine, dass die Frage der Schulgliederung in der bildungspolitischen Debatte hinsichtlich des damit erreichbaren Leistungsgewinn massiv und in allerpeinlichster Weise überschätzt wird. Und überhaupt: Immer die gleichen Diskursreflexe, egal, wie der tatsächliche empirische Befund lautet, das ist zum Kotzen!
Über die Selbstüberschätzung von Leuten wie Dieter Lenzen hinaus gibt es zwei Aspekte, die mir sehr große Sorgen machen.
Erstens die Beobachtung, dass Hauptschüler (ca. 14% der Schüler in Dtl.) oft schon allein aufgrund ihres Bildungsabschlusses stigmatisiert sind, was sich z.B. am hier völlig versagenden Ausbildungs"markt" zeigt. Eine derartige Stigmatisierung darf eine Gesellschaft nicht hinnehmen.
Zweitens die Frage, wie das Bildungsangebot für jene Kinder aussehen soll, welche folgenden beiden Merkmale vereinen:
a) bildungsferne Unterschichtenherkunft, verbunden mit
b) desintegrierender Migrationshintergrund.
Eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule könnte diesen ersten Problemaspekt m.E. wirkungsvoll entschärfen. Insofern liegt Dieter Lenzen nicht völlig daneben, allerdings verfehlt der von ihm vorgeschlagene Zeitpunkt der Umgliederung (nach 8 Jahren) jede Sinnhaftigkeit.
Wie auch immer, eine zusammengefasste Hauptreal-Schule könnte einige schwere Probleme im Bereich der Chancengerechtigkeit lösen, außerdem würde ich für das obere Schüler-Leistungsdrittel diese neue Hauptrealschule um eine wählbare 18-monatige und hochintensive "Fach-Hochschul-Qualifizierung" (aufgeteilt in verschiedene Richtungen, je nach Begabungsschwerpunkt) ergänzen. Am Ende hätten dann sogar die bisherigen Hauptschüler eine erreichbare Chance, einen Hochschulzugang zu erwerben!
Für den zweiten Problemaspekt fehlen mir die Ideen. Aber, wie ich hier berichte, gibt es diese Problemlösungen längst schon!
Ich bewundere Lehrer und Lehrerinnen, welche hier Erfolge feiern können. Und es gibt sie. Vielleicht sollte sich Lenzen hier mal umschauen?! Ich jedenfalls schaue mit Achtung auf gute Lehrer und Lehrerinnen! Nicht minder wichtig sind engagierte Schülerschaften! Ja, es gibt sie.
Wir sollten m.E. genau dort hinschauen, wenn wir nach Problemlösungen suchen.
Da missbraucht jemand recht mächtig seinen Ruf als Wissenschaftler, um seine bildungspolitischen Ideen zu propagieren. Sowas finde ich ärgerlich, auch diese gleichermaßen gestelzte wie schlampige Sprache, die bei Dieter Lenzen deutlich wird.
Nun, was sagt die Wissenschaft hinsichtlich der Schulgliederung? Soweit mir bekannt ist, ist der Befund höchst diffus und gibt für pauschele Aussagen "pro" Einheitsschule und "contra" nicht viel her. Man wird z.B. finden, dass die von konservativer Seite verdammten Gesamtschulen in NRW, gemessen an der beschulten Klientel, nicht schlechter abschneiden.
Tja, aber auch nicht besser. Ich meine, dass die Frage der Schulgliederung in der bildungspolitischen Debatte hinsichtlich des damit erreichbaren Leistungsgewinn massiv und in allerpeinlichster Weise überschätzt wird. Und überhaupt: Immer die gleichen Diskursreflexe, egal, wie der tatsächliche empirische Befund lautet, das ist zum Kotzen!
Über die Selbstüberschätzung von Leuten wie Dieter Lenzen hinaus gibt es zwei Aspekte, die mir sehr große Sorgen machen.
Erstens die Beobachtung, dass Hauptschüler (ca. 14% der Schüler in Dtl.) oft schon allein aufgrund ihres Bildungsabschlusses stigmatisiert sind, was sich z.B. am hier völlig versagenden Ausbildungs"markt" zeigt. Eine derartige Stigmatisierung darf eine Gesellschaft nicht hinnehmen.
Zweitens die Frage, wie das Bildungsangebot für jene Kinder aussehen soll, welche folgenden beiden Merkmale vereinen:
a) bildungsferne Unterschichtenherkunft, verbunden mit
b) desintegrierender Migrationshintergrund.
Eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule könnte diesen ersten Problemaspekt m.E. wirkungsvoll entschärfen. Insofern liegt Dieter Lenzen nicht völlig daneben, allerdings verfehlt der von ihm vorgeschlagene Zeitpunkt der Umgliederung (nach 8 Jahren) jede Sinnhaftigkeit.
Wie auch immer, eine zusammengefasste Hauptreal-Schule könnte einige schwere Probleme im Bereich der Chancengerechtigkeit lösen, außerdem würde ich für das obere Schüler-Leistungsdrittel diese neue Hauptrealschule um eine wählbare 18-monatige und hochintensive "Fach-Hochschul-Qualifizierung" (aufgeteilt in verschiedene Richtungen, je nach Begabungsschwerpunkt) ergänzen. Am Ende hätten dann sogar die bisherigen Hauptschüler eine erreichbare Chance, einen Hochschulzugang zu erwerben!
Für den zweiten Problemaspekt fehlen mir die Ideen. Aber, wie ich hier berichte, gibt es diese Problemlösungen längst schon!
Ich bewundere Lehrer und Lehrerinnen, welche hier Erfolge feiern können. Und es gibt sie. Vielleicht sollte sich Lenzen hier mal umschauen?! Ich jedenfalls schaue mit Achtung auf gute Lehrer und Lehrerinnen! Nicht minder wichtig sind engagierte Schülerschaften! Ja, es gibt sie.
Wir sollten m.E. genau dort hinschauen, wenn wir nach Problemlösungen suchen.
P.S.
Luhmann halte ich für einen Blender.