Fehlende Theorie
Die sozialen Systeme können auf ihre dringend benötigten Strukturveränderungen nicht ewig warten. Also werden diese als "weiße Revolutionen" von oben in der Version der Rechten verordnet und mehr oder weniger schroff implementiert. Überall. In der Schule gegen die Gewerkschaft, die in Ablehnung der rechten Variante lieber gleich ganz auf Systementwicklung verzichtet und das individuelle Wurschteln der einzelnen Lehrer nach altem Konzept verteidigt. Die Durchsetzung einer Systementwicklung in Hamburgs Schulen hat der SPD-Senat nicht geschafft, weil er Rücksicht auf die Gewerkschaft nehmen mußte. Die CDU kann's, weil sie überhaupt keine Rücksichten nimmt. Nicht anders ist es mit der EU-"Verfassung": Nötige transnationale Vereinheitlichung wird von der Linken abgelehnt, weil sie jetzt eben nur in der liberalen Variante zu haben ist. Aber anstatt eine Alternative, basierend auf einer realistischen Gesellschafts-Analyse zu entwickeln und zu propagieren, findet die Linke in ihrer Generalabwehr plötzlich den Volkssouverän im Nationalstaat, den es zu verteidigen gälte. Als hätte es ihn da je wirklich gegeben. Die WASG beschwört die herrlichen Zeiten der neokeynesianischen 60er. Überall tritt die Linke als Antimodernisierer auf: Bloß keine Veränderungen! Zurück nach gestern! Fülberth und Haug erwarten von einer gemeinsamen Wahlplattform von WASG und PDS die Initialzündung für die Erneuerung der Linken. Was sind das für Illusionen? Was ist das für ein Aktionismus? Ist da jetzt etwa die Zeit dafür? Setzt euch auf die Hosenböden und macht Analyse und Theorie-Entwicklung wie die Teufel! Das ist, was gebraucht wird. Die Abwehrkämpfe sind doch sowieso schon längst verloren.
Lisa Rosa - 8. Jun, 23:59
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