Lechts und Rinks?
Anläßlich der Aufregungen um die Wahl-Linke, um Populismus und Rechtsextremismus, um mögliche Verbindungslinien sowie um die erhöhte Anfälligkeit von Gewerkschaftern für rechtsextremistische Orientierungen möchte ich hier für eine aufklärende Lektüre Propaganda machen:
Vor ca. 5 Wochen erschien der Abschlußbericht des Forschungsprojekts "Gewerkschaften und Rechtsextremismus" des Otto-Suhr-Instituts. Mit Bodo Zeuner - dem Gewerkschaftsexperten seit Jahrzehnten - und Richard Stöss - einem renommierten Rechtsextremismus-Forscher - hatte das Projekt eine 1-A-Spitzenbesetzung - eben dem Thema angemessen. Die Rezeption der Forschungsergebnisse führte durch die übliche mediale Verkürzung schnell zur Reanimierung der rot= braun-These, v.a. weil sie gerade so gut im Kampf gegen das Linksbündnis einsetzbar ist. Leider war die Studie nach einigen Tagen Medienpräsenz schnell wieder aus dem Debattenbewußtsein verschwunden. Schade, denn ihr besonderer Vorzug besteht in der Differenziertheit der Fragestellungen und des Forschungssettings. Die Studie analysiert die gravierenden Differenzen zwischen Gewerkschaftern und Nichtmitgliedern bei ihrer Affinität zu rechtsextremistischen Orientierungen differenziert und findet als Besonderheit des REx bei Gewerkschaftern, daß die "Mittelschicht" der Facharbeiter und Angestellten in Verantwortungspositionen auffallend mehr zu rechtsextremen Einstellungen neigt, als die "Unter"-bzw. "Oberschicht": nämlich doppelt so hoch. (Brisanterweise rekrutieren die Gewerkschaften fast die Hälfte ihrer Funktionäre aus dieser Schicht.) Zusammenfassend kommt die Studie hinsichtlich der Ursachen für diesen Befund zu folgendem Ergebnis: Es liegt zum einen an der systemkritischen Orientierung von Gewerkschaftern, daß sie signifikant in der Mittelschicht mehr zu REx neigen als die gleiche Schicht in der Gesellschaft allgemein. Und: Die gewerkschaftliche Mittelschicht ist doppelt bedroht vom gesellschaftlichen Wandel: "Als Arbeitnehmer droht ihnen das Schicksal von sozialen Verlierern, als Gewerkschaftsmitgliedern das Schicksal von politischen Verlierern." Plausible Erklärung für die Besonderheit des REx in den Gewerkschaften.
Interessant ist die Studie aber keineswegs nur für die Frage des Rechtsextremismus unter Gewerschaftern. Sie liefert auch neues Material, neue Fragestellungen und Ergebnisse für die Ursachenforschung bezüglich Rechtsextremismus für die deutsche Gesellschaft allgemein. So kann sie z.B. die alte Kontroverse "Modernisierungsverlierer oder Modernisierungsgewinner?" auflösen: Es sind beide anfällig für REx - eben dann, wenn jeweils noch andere Faktoren hinzukommen. So gilt nicht nur für Gewerschaftsmitglieder: "Rechtsextremismus gründet sich auf einen komplizierten Wirkungszusammenhang vieler Faktoren, die sich gegenseitig verstärken, neutralisieren oder auch abschwächen können".
Empfehlenswert zu lesen sind die 15 klar formulierten Seiten PDF der Kurzfassung nicht nur wegen ihres Inhalts. Vorbildlich ist auch die Darstellung: Von der Fragestellung der Untersuchung über die Erklärung des Settings bis hin zur Auswertung und Interpretation ist sie selbst ein Beispiel, an dem zu lernen ist, wie genaues Fragen und Genauer-Hinsehen Vorurteile korrigieren und Pauschalurteile vermeiden hilft. Das sei den Extremisten der Variante Rot=Braun-Theorievertreter unter die Nase gerieben.
Vor ca. 5 Wochen erschien der Abschlußbericht des Forschungsprojekts "Gewerkschaften und Rechtsextremismus" des Otto-Suhr-Instituts. Mit Bodo Zeuner - dem Gewerkschaftsexperten seit Jahrzehnten - und Richard Stöss - einem renommierten Rechtsextremismus-Forscher - hatte das Projekt eine 1-A-Spitzenbesetzung - eben dem Thema angemessen. Die Rezeption der Forschungsergebnisse führte durch die übliche mediale Verkürzung schnell zur Reanimierung der rot= braun-These, v.a. weil sie gerade so gut im Kampf gegen das Linksbündnis einsetzbar ist. Leider war die Studie nach einigen Tagen Medienpräsenz schnell wieder aus dem Debattenbewußtsein verschwunden. Schade, denn ihr besonderer Vorzug besteht in der Differenziertheit der Fragestellungen und des Forschungssettings. Die Studie analysiert die gravierenden Differenzen zwischen Gewerkschaftern und Nichtmitgliedern bei ihrer Affinität zu rechtsextremistischen Orientierungen differenziert und findet als Besonderheit des REx bei Gewerkschaftern, daß die "Mittelschicht" der Facharbeiter und Angestellten in Verantwortungspositionen auffallend mehr zu rechtsextremen Einstellungen neigt, als die "Unter"-bzw. "Oberschicht": nämlich doppelt so hoch. (Brisanterweise rekrutieren die Gewerkschaften fast die Hälfte ihrer Funktionäre aus dieser Schicht.) Zusammenfassend kommt die Studie hinsichtlich der Ursachen für diesen Befund zu folgendem Ergebnis: Es liegt zum einen an der systemkritischen Orientierung von Gewerkschaftern, daß sie signifikant in der Mittelschicht mehr zu REx neigen als die gleiche Schicht in der Gesellschaft allgemein. Und: Die gewerkschaftliche Mittelschicht ist doppelt bedroht vom gesellschaftlichen Wandel: "Als Arbeitnehmer droht ihnen das Schicksal von sozialen Verlierern, als Gewerkschaftsmitgliedern das Schicksal von politischen Verlierern." Plausible Erklärung für die Besonderheit des REx in den Gewerkschaften.
Interessant ist die Studie aber keineswegs nur für die Frage des Rechtsextremismus unter Gewerschaftern. Sie liefert auch neues Material, neue Fragestellungen und Ergebnisse für die Ursachenforschung bezüglich Rechtsextremismus für die deutsche Gesellschaft allgemein. So kann sie z.B. die alte Kontroverse "Modernisierungsverlierer oder Modernisierungsgewinner?" auflösen: Es sind beide anfällig für REx - eben dann, wenn jeweils noch andere Faktoren hinzukommen. So gilt nicht nur für Gewerschaftsmitglieder: "Rechtsextremismus gründet sich auf einen komplizierten Wirkungszusammenhang vieler Faktoren, die sich gegenseitig verstärken, neutralisieren oder auch abschwächen können".
Empfehlenswert zu lesen sind die 15 klar formulierten Seiten PDF der Kurzfassung nicht nur wegen ihres Inhalts. Vorbildlich ist auch die Darstellung: Von der Fragestellung der Untersuchung über die Erklärung des Settings bis hin zur Auswertung und Interpretation ist sie selbst ein Beispiel, an dem zu lernen ist, wie genaues Fragen und Genauer-Hinsehen Vorurteile korrigieren und Pauschalurteile vermeiden hilft. Das sei den Extremisten der Variante Rot=Braun-Theorievertreter unter die Nase gerieben.
Lisa Rosa - 18. Jul, 16:17
bemerkenswert
mir ist in diesem zusammenhang auch aufgefallen, daß im netz einige kommentatoren inhalte in wahlblogs posten , die sich zuerst sozial-antikapitalistisch gebärden, dann aber den braunen rattenschwanz anfügen, um für "deutsche rechte" o.ä. zu kämpfen.
...nicht zu velwechsern...
braune Rattenschwänze
so aus dem stehgreif