Donnerstag, 11. August 2005

Henne und Ei

"Misstrauen - eine deutsche Krankheit" , titelt der Bericht in der Printausgabe der SZ heute über die Studie Vertrauen des DIW Berlin. Herausgekommen ist in der neuesten Untersuchung, daß in Deutschland nur knapp ein Viertel der Befragten Gewerkschaften und Wirtschaftsunternehmen Vertrauen entgegenbringen. Mit der Politik steht es in Punkto Mißtrauen noch schlechter: Nur 20 Prozent der Deutschen haben Vertrauen in den Bundestag. "Selbst dem häufig öffentlich kritisierten Zeitungswesen wird in der Bevölkerung mit einem guten Drittel noch deutlich mehr vertraut als der Politik". Daß aber ohne Vertrauen nix geht, weiß jeder aus der Wirtschaft: Kein Geschäft ohne Vertrauen. In Hamburg gilt noch immer der traditionelle Geschäftsabschluß per Handschlag. Im vergleichenden Word Value Survey schneiden mal wieder die Skandinavischen Länder und die Niederlande - also die in Europa wirtschaftlich erfolgreichen Länder - weitaus besser in Vertrauensfähigkeit ab: Hier liegt der Anteil derer, die "im Allgemeinen Menschen vertrauen", bei mehr als 60 Prozent. In Deutschland dagegen sind es gerade mal 35 Prozent.
Wie kommt's? Ist der Deutsche an sich aus genetischer Anlage ein mißtrauischer Pimpel? Oder hat er sein Urvertrauen verloren durch schlechte Erfahrungen? Die Politische Klasse ringt jedenfalls in Wahlkampfzeiten darum, das Vertrauen der Wähler wiederzugewinnen. Na dann: Her mit den vertrauensbildenden Maßnahmen! Denn von der Wirksamkeit vertrauensbildenden Geredes habe ich noch nie gehört.
Und weiter Aufschlußreiches zeigt die Studie: Die Deutschen verhalten sich Fremden gegenüber "äußerst reserviert: Etwa 80 Prozent wird wenig oder gar kein Vertrauen geschenkt. Selbständige bilden übrigens eine Ausnahme. Fast ein Drittel vertraut Fremden. Diese Einstellung hilft dabei, riskante Geschäfte zu machen." So fassen die Leiter der Studie, Jürgen Schupp, Soziologe, und Gert Wagner, Ökonom, zusammen.
Genau: Gute Beziehungen, zuvörderst Geschäftsbeziehungen, machen tolerant. Auch hier zeigt sich wieder die Gültigkeit des Marxschen Satzes: Der größte Lehrmeister der Menschheit ist das Geld.
Bild: Ivan Montero / fotolia

shift.

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