Hey, frag mich was Leichteres! Konstruktivismus ist doch eine Sammelbezeichnung und muß je nach Bezugsautor - z.B. Heinz von Foerster, Humberto Maturana oder Ernst von Glasersfeld - oder nach Bezugsdisziplinen - z.B. Biologie, Neurophysiologie oder Kybernetik - unterschieden werden.
Ich kann Dir nur sagen, was ich verstanden habe, und das sieht so aus, daß es für "die" Konstruktivisten - jedenfalls für die von der radikalen Sorte - keine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen "kognitiv" und "praktisch" gibt, weil "Wirklichkeit" nichts als die "Erfindung"/"Konstruktion" eines geschlossenen Systems ist, das nie direkt mit der Umwelt in Kontakt kommt und nur seine eigenen internen Zustände kennt. Wahrnehmung ist dann bestenfalls die interne Interpretation undifferenzierter äußerer Reize. "Materialismus" ist so gesehen reine Metaphysik, weil über die Frage der objektiven Existenz der Realität gar keine Aussage gemacht werden kann, also auch keine ablehnende. Daß sich die Tätigkeitstheoretiker daher mit den Konstruktivisten anlegen müssen, liegt auf der Hand.
Mit Luhmann hat das nicht viel zu tun und er mit dem Konstruktivismus auch nicht. Wenn Dich Luhmann dazu interessiert, vgl. "Erkenntnis als Konstruktion", 1988 oder "Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismus und die unbekannt bleibende Realität", 1990.
Nach dem, was ich jetzt bisher an und über Konstruktivisten gelesen habe, scheint mir alles so plausibel. Maturana, Varela 1987: Wahrnehmen, Denken, Lernen erfolgt in Kontakt mit der Umwelt als autopoietischer, emergenter, selbstreferenzieller Vorgang. Gedanken entwickeln eine Eigendynamik und entstehen strukturdeterminiert, nicht durch Umwelt determiniert. Von "außen" können Gedanken nur perturbiert, also angregt werden... Oder: "Auch empirisches Wissen ist nur Wissen von der Welt, so wie wir sie erfahren und so wie wir dieses Wissen formulieren. Die Erfahrung, daß empirisches Wissen intersubjektivierbar ist, deutet nicht auf System- und auf Kognitions-Unabhängigkeit hin, sondern auf den Grad kognitiver und kommunikativer Parallelität" (Schmidt, Siegfried, Die Zähmung des Blicks, FfM 1998). Und so weiter. Das bezieht sich doch alles nur auf die Relativität der Erkennbarkeit von Umwelt. Die Existenz von Umwelt außerhalb des Kopfes ist davon doch nicht berührt. Naja, solche "extremen" Idealisten, die wegen der nicht objektiven Erkennbarkeit gleich die "Wirklichkeit" überhaupt als "Erfindung" definieren, gibt es scheints auch. Aber wie kann ich die ernst nehmen? Jetzt warte ich ungeduldig auf die Lieferung von GLU, weil ich wissen muß, was Luhmann dazu sagt.
Ich bin irritiert. Der Artikel in GLU sagt mir nichts über Konstruktivismus, zumindest über den "operativen Konstruktivismus", was nicht Luhmannkompatibel ist. Benutzt er nicht die erkenntnistheoretischen Grundlagen von Maturana und v. Glaserfeld? Gut, die autopoietische Wende. Luh hat die Autopoiesis auch für psychische und soziale Systeme entdeckt und damit die alte Soziologie umgeworfen. Aber meint er mit der strukturellen Kopplung zwischen Umwelt und System nicht dasselbe: daß die Umwelt nur Reize liefert, die im selbstreferentiellen System nach den eigenen Strukturen der Operation verarbeitet werden? Was habe ich nicht verstanden? Erklär es mir! Corredor, Du wirst hier dringend gebraucht, wie Du siehst, also zeige Dich mal!
Konstruktivisten und Luhmann
Ich kann Dir nur sagen, was ich verstanden habe, und das sieht so aus, daß es für "die" Konstruktivisten - jedenfalls für die von der radikalen Sorte - keine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen "kognitiv" und "praktisch" gibt, weil "Wirklichkeit" nichts als die "Erfindung"/"Konstruktion" eines geschlossenen Systems ist, das nie direkt mit der Umwelt in Kontakt kommt und nur seine eigenen internen Zustände kennt. Wahrnehmung ist dann bestenfalls die interne Interpretation undifferenzierter äußerer Reize. "Materialismus" ist so gesehen reine Metaphysik, weil über die Frage der objektiven Existenz der Realität gar keine Aussage gemacht werden kann, also auch keine ablehnende. Daß sich die Tätigkeitstheoretiker daher mit den Konstruktivisten anlegen müssen, liegt auf der Hand.
Mit Luhmann hat das nicht viel zu tun und er mit dem Konstruktivismus auch nicht. Wenn Dich Luhmann dazu interessiert, vgl. "Erkenntnis als Konstruktion", 1988 oder "Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismus und die unbekannt bleibende Realität", 1990.
Konstruktivisten nichts mit Luhmann?
GLU "Konstruktivismus"