michael-kk- - 30. Aug, 15:40

Historische Analogien

Nein, nein...hab' ich nichts persönlich genommen und den Vorwurf des flaschen Wortgebrauchs muß ich mir eh' gefallen lassen.

Ich bin nicht auf die historischen Analogien eingegangen, weil ich sie für falsch halte. Man kann die Entwicklung des Frauenwahlrechts als historischen Prozess samt der darin gefallen Argumente nicht in direkte Verbindung zu einer Diskussion über die Einführung eines Kinderwahlrechts setzen, da es sich um kategorial unterschiedliche Phänomene handelt.

Auf gleicher Ebene, da hast du Recht, kann man sie vielleicht unter dem Gesichtspunkt von Machtfragen diskutieren. Natürlich kann man behaupten, dass der wesentliche Grund dafür, dass es kein Kinderwahlrecht gibt, darin zu finden ist, dass es dem mehrheitlichen Interesse der Herrschenden entspricht, das Wahlrecht nicht auszuweiten.

Natürlich hast Du auch Recht, wenn Du sagst, dass es sowohl für politischen Willen als auch für theoretisches Demokratieverständnis gilt, dass es stets in Frage gestellt werden muß. Aber das tun wir hier ja gerade.

Jetzt ist es natürlich so, dass etwas, nur weil es historisch gewachsen ist und der herrschenden Meinung entspricht, nicht notwendigerweise schlecht begründet oder falsch ist. So könnte man sagen, dass die Stärke meiner Argumentation darin liegt, dass sie sich nicht auf historische Aspekte des "immer so gewesen seins" beruft.

Dass man Kinder gegebenfalls viel früher der "harten Realität" samt politischer Fragen aussetzen könnte, ist sicherlich nicht falsch. Dass man einen Teil seines Lebens sozusagen in einigem Umfang abgehoben davon führen darf, halte ich für eine große Errungenschaft der westlichen Zivilisation. Das "Dritte Welt"-Kinder-Argument halte ich für insbesondere leicht anführbar, wenn man selbst in einem geschützteren Raum großwerden durfte. Im Prinip gehörst Du zu den radikalen Vertretern der Kinderwahlrechtsthese. Man gebe den Kindern Politik statt Spielzeuge, dann bekommen die das auch hin (Man gebe ihnen kein Essen, dann werden sie es sich schon erarbeiten).

Wir können uns doch sicher darauf einigen, dass es unabhängig der Machtfrage zumindest für eine bestimmte Altersgruppe von 0-x Jahren aus kognitiven Gründen kaum in Frage kommt, eine aufgeklärte politische Entscheidung zu treffen. Da verweise ich noch mal auf den Unterschied zu "keine aufgeklärte Entscheidung treffen wollen", was für ein älteres Segment von x-Tod in Frage kommt. Ob x bei 10, 12, 14, 16, 18 Jahren liegt mag sicher debattierbar sein. Aber von 0-x wählen zu lassen bedeutet schlichtweg einen größeren Teil des Elektorats eine völlig erratische Entscheidung treffen zu lassen. Das halte ich für nicht akzeptabel. Da hilft auch das Argument nicht weiter, dass Kompetenzaneignung an den Gebrauch gebunden ist. Das halte ich zwar für generell einsichtig, aber in diesem Falle für verfehlt. Gewählt wird alle Jubeljahre einmal. Im fraglichen Zeitraum den ich für verhandelbar halte, verpassen Jugendliche ungefähr eine Wahl auf jeder politischen Ebene. Zwar ist Wahlrecht ein zentrales politisches Recht der Demokratie, erschöpft sich aber keineswegs, so dass es für Kinder und Jugendliche sowohl Anreize als auch Gelegenheit gibt, unabhängig des Wahlaktes politische Entscheidungskompetenz zu erlangen.

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